Funktionstherapie
Vorbeugung, Prävention.
In der Zahnmedizin sind diese Worte seit Jahren ein wichtiges Thema, aber nur in Bezug auf Karies und Parodontose. Ein funktionelles Präventionskonzept hat leider noch keinen Platz im Gesundheitsbewusstsein der Patienten. Die Zusammenhänge zwischen orthopädischen Problemen und den Zähnen sind den meisten Menschen noch nicht bekannt. Heute kennen wir die Wechselwirkungen zwischen Kiefergelenk und der Wirbelsäule, das heißt Stellungsänderung der HWS haben Auswirkungen auf die Verzahnung. Beckenschiefstand und Skoliose sind häufig mit Asymmetrien im Zahn- und Kieferbereich korreliert. (Kreuzbissverzahnung) Muskuläre Verspannungen im Bereich der Kaumuskulatur werden auf die Nackenmuskulatur projiziert.
Jede unserer Fachdisziplinen stößt immer wieder an ihre Grenzen. CMD-craniomandibuläre Dysfunktion ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig eine gute medizinisch-zahnmedizinische Zusammenarbeit ist. Um frühzeitig eine CMD zu erkennen führen wir ein kurzes Funktionsscreening durch, d.h. wir überprüfen die Mundöffnung, Geräusche bei öffnen oder schließen, palpieren die Muskulatur und die Bereiche in Gelenknähe. Wir achten auf Hartsubstanzveränderungen an den Zähnen, wie Abrasionen und Schliffflächen.
Finden wir beim Funktionscreening positive Befunde, so können wir weitere Untersuchungen durchführen, die ein individuelles Vorgehen ermöglichen, wie z.B. Axiografie (Bestimmung der Kiefergelenksbahn, elektronische Aufzeichnung der Unterkieferbewegungen).
Wurde eine Fehlbisslage oder eine Stellungsanomalie der Zähne festgestellt, kann mit einer Aufbissschiene - Idealbiss-Simulator- therapiert werden. Die Schiene harmonisiert den Biss. Sie sorgt für eine ideale Belastung der Zähne und schützt vor weiterer unkontrollierter Abnutzung.
Weiterhin kann die Kaumuskulatur durch diesen Idealbiss maximal entspannen. Krankheitsbilder wie Kopf-, Rücken- und Nackenschmerzen sind meist multikausal.
Stellen sie sich eine überlaufende Badewanne mit mehreren Zuläufen vor. Es müssen möglichst viele Zuläufe abgedreht werden - Spezialisten anderer Fachrichtungen, um das Beschwerdebild zu lindern.
Es würde keinen langfristigen Erfolg bringen, wenn nur der Fehlbiss behandelt wird und eine zusätzliche HWS-Problematik über die Muskelketten weiterhin für eine Überlastung der Kaumuskulatur sorgt.
Knirschen und Pressen mit den Zähnen ist als neue Zivilisationserscheinung zu sehen. Der moderne Mensch kompensiert immer mehr über die Zähne. Er sucht sich ein Ventil um die Stressbelastungen im Berufs- und Alltagsleben zu kompensieren (Managerkrankheit!).
Da diese Parafunktionen einen Einfluss auf den gesamten Bewegungsapparat haben können, ist unser Ziel, eine möglichst frühzeitige positive Einwirkung zu bieten.